Unsere Spiritualität
Was uns als Hildegardisschwestern besonders prägt
Unsere Spiritualität wird von zwei Heiligen geprägt, von zwei Mystikern, denen vieles gemeinsam ist: Beide haben Gott zutiefst erfahren, und beide ließen sich von Gott dazu drängen, zu den Menschen zu gehen, um ihnen in vielfältiger Weise seine Liebe kundzutun.
Die erste Heilige ist Hildegard von Bingen, der wir Hildegardisschwestern unseren Namen verdanken. Denn der Speyerer Bischof Dr. Ludwig Sebastian gab 1927 den Schwestern den Namen „St. Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat“.
Hildegard von Bingen lebte in einem Kloster. Ihr Leben und ihr Alltag waren durch Kontemplation, Meditation und Gebet geprägt. Dabei empfing Hildegard göttliche Visionen, und es drängte sie immer wieder, aus der Klausur zu den Menschen zu gehen, um ihnen zu helfen und die göttlichen Botschaften zu verkünden.
Der zweite Heilige ist Vinenz Pallotti, der Gründer der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (SAC), zu der wir als Hildegardisschwestern auch gehören. Vinzenz Pallotti verbrachte viele Stunden in Gebet und Meditation und erfuhr Gottes Liebe in solcher Intensität, dass er nicht anders konnte, als auf diese Liebe zu antworten und sie auch im konkreten Handeln weiterzugeben: in den Gefängnissen und Krankenhäusern in Rom, in einem von ihm selbst gegründeten Kinderheim und auch bei der Ausbildung junger Priester im Priesterseminar oder bei Vorträgen für die Priester.
Die Botschaft dieser beiden Heiligen für unser Leben als Hildegardisschwestern vom Katholischen Apostolat ist sehr eindeutig und einfach: Wir können viel arbeiten und schaffen für die Menschen. Das kann übrigens jeder. Was unser Leben auszeichnen soll, ist die Beziehung zu diesem Gott, der „mehr“ „Leben in Fülle“ für uns will und für die Menschen, die uns begegnen. Als Gottes-Erfahrene geht es nicht in erster Linie um das „Machen“. Es geht darum zu hören, was Gott für die Menschen will und das handelnd umzusetzen.
Gottes Liebe zu den Menschen soll durch unser Tun vermittelt werden. Gerade unser Gründer, der Pallottiner-Pater Adolf Panzer, sagte seinen Schwestern dazu: Die Umsetzung „dieser Liebe sollt ihr nicht so sehr in Gebeten und Beteuerungen … bezeugen, als vielmehr … durch die sorgende, dienende Liebe zum Nächsten“. Und er gab uns einen Satz mit auf unseren Weg, den auch er von Vinzenz Pallotti auf seinen Weg mitbekommen hat, der uns immer wieder als Orientierung und Prüfung dient, wo wir gerade stehen. Dieser Satz lautet: „Die Liebe Christi drängt uns.“
Unsere Spiritualität lässt sich beispielhaft am Bild eines Baumes verdeutlichen: Je tiefer und kräftiger die Wurzeln eines Baumes sind, umso mehr kann er seine Krone ausweiten, Früchte tragen, Schatten spenden, Heimat bieten und Wind und Stürmen standhalten.
So sehen wir uns: Nur wenn unsere Wurzeln in der Beziehung zu Gott tief verankert sind, können wir ganz offen sein für die Welt und für die Menschen in ihren jeweiligen Anliegen und Nöten.
Auf dieses Ziel hin sind wir immer unterwegs, nie fertig, und oft bleiben wir hinter dem Anspruch zurück.