Wie könnte ein Klosternaher religiöser Weg mit den Seniorinnen aussehen?

von Sr. Dorotea

Unsere Vision – Einander zum Segen werden / Segensort Uhlandstrasse

Als Gemeinschaft und als Einzelne uns immer neu an der Liebe, die Christus auf die Erde brachte, entzünden (Kap. 2/10 der Satzung) dann in allen Gliedern des Gottesvolkes den Glauben wieder zu beleben, die Liebe neu zu entzünden und in der ganzen Welt zu verbreiten, damit möglichst bald nur eine Herde gebe und einen Hirten (Joh. 10,16) (Kap,1/2 unserer Satzung)

Wir glauben uns berufen, in und mit der Kirche an deren Apostolat teilzunehmen: die Sendung Jesu weiterzuführen in der Erleuchtung und Kraft des Heiligen Geistes. (S.Kap.2/11 der Satzung)

Diese und alle anderen Punkte unserer Satzung gelten für uns nicht nur in der Zeit, in der wir voll im Beruf stehen, sondern bis ins hohe Alter bzw. bis zu unserem letzten Atemzug.

Darum möchten wir als Gemeinschaft nach Möglichkeit nicht unter uns bleiben, sondern unser Charisma bis zuletzt mit anderen teilen. Dazu sind wir angetreten.

Seit Jahren sehen wir einen passenden Ausdruck und Möglichkeit der Umsetzung unseres Charismas in der gemeinsamen Vision unseres Bistums Speyer (im kleinen Rahmen).

„… Mit einem Segensort ist es wie mit einem gemeinsamen Haus: Wir gestalten ihn als offenen und gastfreundlichen Ort, an dem wir als Geschwister Freude und Hoffnung, Trauer und Angst teilen. Hier wird Gott in seiner Güte und Freundlichkeit erfahrbar.

Von hier aus sendet Gott uns in die Welt.“ (Aus dem Flyer des Bistums Speyer: unsere gemeinsame Vision)

Was wir jetzt schon zu leben versuchen, werden wir mit den Bewohnerinnen und Ihren Gästen (Familien und Freunden) in einer bewussteren Art und Weise in den sechs Handlungsfeldern der Bistumsvision umsetzen.

Auch unsere Vision war und wird dynamisch und prozesshaft bleiben. Wir sind manchmal intensiver und näher dran, manchmal fühlt es sich an, als würden wir Rückschritte machen und wir glauben uns weit entfernt davon. Es wird – wie bisher – darauf ankommen, immer wieder „umzukehren“, neu zu beginnen, die Weichen anzupassen oder neu zu stellen.

So könnte eine Konkretisierung aussehen:

1. Zum Zuhause werden

Wir können einander und unseren Mitbewohnerinnen Heimat bieten. Zuhause findet man jemand, der nach Bedarf zuhört, eine Hand reicht wo es notwendig ist, mitbetet, aber auch durch  Spiel und Spaß Alleinsein und Einsamkeit verringert… Dabei werden uns noch viele Ideen kommen wie wir einander – Schwestern und Bewohnerinnen – ein Zuhause und eine Heimat sein können.

2. Die Tür offen halten

Vor allem unsere Kapelle offen halten für Gottesdienste, Gebetszeiten in vielfältiger Weise und für stille Anbetung.

Genauso offen bleiben für Möglichkeiten des Miteinander als gute Nachbarinnen, so z.B. Feste gemeinsam feiern bei besonderen Anlässen, Gesprächsrunden zu bestimmten / gewünschten / notwendigen Themen, Einzelgespräche oder -Begleitung. Genauso kann es sein – solange wir bei Kräften sind – kleine notwendige Gefälligkeiten für die Eine oder Andere zu tun…

3. Uns als Tischgemeinschaft verstehen, die über sich hinaus verweist

Eine Hochform dessen ist schlechthin die  Eucharistiefeier. Genauso verstehen wir Tischgemeinschaft als miteinander feiern liturgischer Feste und Gedenktage und die Feste des Kirchenjahres, sowie persönliche Gedenktage (Eucharistie und Agape).

4. Sorge Tragen für Gottes Garten

Wir glauben, dass das Leben, auch im Alter „blühen“, wachsen, sich entfalten kann und soll. Wachsam dafür sein und ein Gespür bekommen, was dieses Wachsen, Blühen und Reifen im Miteinander des Alltags fördert,  das wird eine mitunter herausfordernde, aber sicher lohnende Aufgabe sein. Dahin sind wir ja als Gemeinschaft schon immer unterwegs.

5. Sich als Werkstatt verstehen, in der Neues entstehen kann

Als Gemeinschaft befinden wir uns in einer ewigen Werkstatt. Da ist man kaum je fertig. Da ist immer etwas zu tun. Da kann man/soll man Neues ausprobieren und experimentieren, was das Leben gut und freundlich macht. Die „Fülle des Lebens“, von der Jesus spricht fällt uns nicht unbedingt in den Schoß. Da ist Werkstattarbeit angesagt, Arbeit an sich selbst und Pflege der Gemeinschaft.

6. Als Raum der Stille und der Gottesbegegnung, wo Er erfahren werden kann

Unser Haus als Raum der Stille und der Gottesbegegnung… Nach unserer Erfahrung wird es nur so sein, wenn ER unseren inneren Raum füllt, nur wenn wir bei IHM schweigen, können wir zu einem Segensort werden für die Menschen, die ER uns auf den Weg stellt. Im Rahmen dessen ist Einiges denkbar von Meditationen bis geistliche Übungen im weitesten Sinn oder einfach nur „Da sein“ üben.

Auf diese Weise können wir, auch für uns, auf ein lebendiges, spirituell bewegtes Leben bis – nach Gottes Willen – ins hohe Alter bauen. Wir können unser Charisma und unsere Spiritualität leben ohne uns mit den vielen äußeren Belangen des Alltags zu belasten (Verwaltung, vielfältige Organisation und Bewältigung des Alltags, der Pflege der Schwestern…) und haben Menschen um uns, die vor allem unser Gebet bereichern, aber auch unsere Gemeinschaft. So sehen wir die Wohnpflegegemeinschaft als einen Gewinn für beide Seiten. Für uns als Garant, einer bis zuletzt geordneten und lebendigen Gebetsgemeinschaft bzw. ein spirituelles Leben und für die Bewohnerinnen, indem sie einen Weg finden, um ihrer spirituellen Sehnsucht nachzukommen und zu leben.

Die Hildegardisschwestern
Sr. Dorotea Castaño de Luis SAC

Hier finden Sie den Flyer auch als Download: Flyer Wohn-Pflege-Gemeinschaft.pdf